Vulkantour San Juan
Messkampagne 2007: Elf Schülerinnen und Schüler des Seminarkurses Geowissenschaften starteten im Januar zur kanarischen Vulkaninsel La Palma. Der Vulkan San Juan, ein kleiner Spaltenvulkan abseits des touristischen Interesses, war das Ziel der Forschungsreise.
Der Ausbruch des Vulkans liegt mehr als 50 Jahre zurück. Am 8. Juni 1949 öffnete sich am LLano del Banco in 1300 m Höhe eine enorme Spalte, die große Mengen Lava freisetzte. Die Lava suchte sich entsprechend den geographischen Gegebenheiten ihren Weg über eine kleine Talmulde, in der sich der spätere Lavasee bildete, über einen steilen Abhang in Richtung Las Manchas, wo sich das Gelände verflacht und sich deshalb die Lava über eine größere Fläche ausbreitete. In diesem Bereich befindet sich die vulkanische Röhre. Letztlich erreichte die Lava die steile Abbruchkante unterhalb von Todoque und stürzte dann ins Meer. Dort bildete sich eine neue Ausbuchtung der Insel, auf der heute Bananen angebaut werden. Das Lava-Volumen der Ausbrüche von 1949, also incl. der Ausbrüche am Hoyo Negro und Duraznero, wird auf 2,1 x 10 hoch 7 Kubikmeter geschätzt. Der Ausbruch endete am 30. Juli 1949.
Ankunft im sonnigen La Palma
Erkenntnisgewinnung in einem Vulkankrater – eine spannende und anspruchsvolle Situation für Schüler und Lehrer. Die Themenbereiche "Entstehung der Vulkanspalte und Rekonstruktion des Ausbruchs", "Entstehung und Struktur des Lavasees", "Vermessung des Lavastroms und geochemische Untersuchungen der Lava", sowie die "Erkundung der vulkanischen Höhle" waren vorgegeben. Die Problematik lag in der eigenständigen Erstellung eines Arbeitsplans und in der Strukturierung des Themas, in späteren Arbeitsphasen auch in der Aufstellung von Arbeitshypothesen.
Sara und Roya am Krater des San Antonio
Abstieg im Lavastrom unterhalb der Vulkanspalte des San Juan
Spannend und abenteuerlich, zum Teil auch gefährlich wirkt diese eindrucksvolle vulkanische Umwelt, das Innere des Vulkankraters, die rauhen, messerscharfen Oberflächen der Lavablöcke, die Steilheit der Abflussspalten und die ungewisse Dunkelheit der Röhre.
Sandra am Einstieg zur vulkanischen Röhre
Ausgestattet mit Helmen, Arbeitshandschuhen, Kopflampen, Geohämmern, GPS-Empfängern, Lupen und Massbändern machten sich die vier Gruppen ans Werk: Vermessung des Versuchsfeldes mittels GPS und Massband, Kartierung des Geländes im Geländebuch, Zeichnung der Schichtungen der Lava, Probensuche und -sammlung.
Letzte Absprachen nach der Arbeitsplanung der Höhlengruppe
Wer sich auf Forschung einlässt, muss auch auf Überraschungen gefasst sein. Obwohl wir Lehrer das Gelände von einer Erkundung auf der Geoexkursion "Auf Humboldts Spuren" kannten, erstaunte uns die Ausdehnung der vulkanischen Röhre "Tubo vulcanico de Todoque". Im Jahr 2002 hatten wir mit einer Führerin 100m unterirdisch begangen, aber die Schüler konnten mehr als 300m erkunden. Fragen über Fragen: Welches Gefälle hat die Höhle? Wie misst man unterirdisch eine gebogene Höhle? Wie kann man das Volumen der Röhre bestimmen? Welche mathematischen Operationen führen zu sinnvollen Volumenabschätzungen? Wie sind die glatten Wände der Röhre zu erklären, obwohl der Boden zum Teil aus rauher Aa-Lava besteht?
Lichtsticks erhellen die Forschungsgruppe des Humboldt-Gymnasiums
Es entstanden vier forschungstypische Fragenkataloge, die in den folgenden Wochen und Monaten durch Recherchen, Kontakte zu Wissenschaftlern und durch analytische Methoden in der Schule und am Geochemischen Zentrum der Universität Göttingen geklärt werden sollen.
Stricklava am Lavasee des Vulkans San Juan
Die Forschungsarbeit mündet dann in eine schriftliche Seminararbeit, die als "Besondere Lernleistung im Abitur" in die Abiturnote eingebracht werden kann. Außerdem sollen die Arbeiten bei Jugend forscht eingereicht werden.
Die ersten Ergebnisse wurden von den Gruppen am letzten Abend in La Palma in kurzen Präsentationen vorgestellt.
Erkenntnisgewinnung pur in 7 Tagen – Ein Erlebnis für Schüler und Lehrer!
Ein letzter Blick auf unser Quartier in Los Cancajos – mit Wehmut ging es zurück in das wenig winterliche, aber graue Berlin.
Marcel und Jan oberhalb von Los Cancajos