Vulkantour Eifel

Bimssteinsprünge in der Eifel
Vulkanexkursion 2003

Kreisrunde Kraterseen, die Maare, und fast 350 Vulkankegel erstrecken sich auf 1200 Quadratkilometern in dem jüngsten Vulkanfeld Mitteleuropas, der Vulkaneifel. Und es brodelt immer noch.

Ein Beispiel ist der Laacher See-Vulkan: Aufsteigendes, heißes Magma traf auf Grundwasser, schlagartig entstand Dampf mit verheerender Wirkung: Wissenschaftler gehen davon aus, dass täglich 5000 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden, die Eruptionssäule stieg bis in 40 Kilometer Höhe.

Asche und Gestein der Eifelexplosion verteilten sich über Europa bis nach Skandinavien. Die Gewalt lässt sich auch erahnen, wenn man weiß, dass bis zu 30 Meter mächtige Ascheschichten in maximal drei Tagen aufgetürmt wurden. Und mehr noch: Die Gesteinsmassen sperrten das Rheintal ab, ein riesiger See entstand, der Druck auf die Barriere wurde stetig größer. Dann brach der Damm und eine gewaltige Flutwelle strömte den Rhein hinab, bis in die heutigen Niederlande.
Auch die heute so lieblichen Eifeltäler wurden von der Katastrophe nicht verschont.
Durch die Täler rasten riesige Wolken aus Asche, Geröll und Gas über 100 Stundenkilometer schnell, bis zu 600 Grad heiß. Mensch und Tier hatten keine Chance – und hätten sie auch heute nicht.

Anja-Eifel-2003

Unsere Expeditionscrew, bestehend aus den Leistungskursen Physik und Chemie, sollte unter der Leitung von Prof. Dr. Woerner und Wencke Wegner vom geochemischen Institut der Uni Göttingen den Eifelvulkanismus genauer unter die Lupe nehmen:

Projekt 1:
geophysikalische Vermessung des Erdmagnetfeldes im Bereich von Lavafeldern
Projekt 2:
Rekonstruktion der Magmakammer des Laacher See-Vulkans

Prof. Woerner bestimmte das Tempo und das war für Schüler und Lehrer ungewohnt. Nach der Vorgabe: „Ich behandle euch so wie meine Stundenten“ wurde nach dem Wecken um 7 Uhr bereits um 7.30 Uhr gefrühstückt und pünktlich um 8 Uhr starteten die Kleinbusse zu den Exkursionszielen. Die Rückkehr lag selten vor 18 Uhr, anschließend Abendessen und Fortsetzung der Forschungsarbeiten. Untersuchung der Gesteinsproben unter den Mikroskopen, Auswertung der Daten nach einer Excel-Einführung am Rechner, Zusammenstellung der Präsentationen – ein umfangreiches Programm mit vielen Einzel- und Gruppengesprächen (auch mal beim Bier), ein Programmablauf mit einer Dichte, die sich mit einer normalen Kursfahrt nicht vergleichen lässt.

Nach dem Schock des ersten Tages mit einem Endlosprogramm lernten die Schülern  Dr. Woerner schätzen: sein sympathischer, natürlicher Umgang mit den Schülern, seine Begeisterung, mit der Schülerfragen auch mehrmals beantwortet wurden, sein stetes, aber freundliches Anspornen, sein unglaubliches Fachwissen faszinierte die Schüler.

 Die beiden Forschungsgruppen kamen zu sehr interessanten Ergebnissen:

Die Physiker konnten zwei Lavabereiche, die inzwischen von Kornfeldern und Wiesen überdeckt sind, nachweisen. Die Schüler kamen zusätzlich auf die Idee, den Einfluss der Sender (für Handys) auf einem benachbarten Turm in die Messung einzubeziehen und damit nachzuweisen, dass Messungen in der Vor-Handy-Zeit viel geringere Störungen aufwiesen.

Unterricht -Wingertsbergwand
Unterricht vor der Wingertsbergwand – Prof. Wörner, Clemens und Martin

Die Chemiegruppe konnte durch Ziehung von Gesteinsproben an der Wingertsbergwand eine repräsentative Sammlung von Gesteinen und Kumulaten zusammenstellen und die Gesteinsschichten im Bereich des Vulkans identifizieren.

In den Laboren des Institutes in Göttingen konnten im September von den Schülern  zwei Magmakammermodelle für die Osteifel und den Laacher See-Vulkan konstruiert werden. Die Gesteinsproben mussten geschnitten, zugeordnet und aufgeklebt, der Hintergrund farblich angepasst und eine Legende gezeichnet werden. Für die chemischen Analysen wurden die Gesteine gemahlen,  röntgenspektroskopisch untersucht und elektronenmikroskopisch fotografiert.

Die Idee, auf den Spuren von Alexander von Humboldts anlässlich der 100 Jahr-Feier unserer Schule eine Vulkanexpedition zu realisieren, war  ein einmaliger Glücksgriff. Durch die Kooperation mit dem geochemischen Institut in Göttingen und dank der finanziellen Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung können wir die Schüler an aktuelle naturwissenschaftliche Forschung heranführen und kostspielige technische Einrichtungen nutzen, die weit über den Horizont der Schule hinausgehen.